Mein Boot, meine Ex-Schwiegermutter und ich

Christian Bonnecke • 26. August 2019

Und ihr Bruder.. und seine Frau!

Der Plan war eigentlich ganz einfach: Wir hatten sieben Tage Zeit und wollten nach Helgoland. Rest egal. Haben wir die letzten zwei Jahre auch schon so gemacht, und hat sich bewährt. Im letzten Jahr haben wir sogar noch Nord-Friesland und die Eider geschafft, weil wir sieben Tage ideale Bedingungen hatten.

Aber zurück zu diesem Jahr, und zu etwas Kontext:
Wir, das sind Kerstin, Thorsten und ich, machen seit drei Jahren einmal im Jahr diesen etwas schrägen Familientörn. Kerstin ist, genau genommen, meine Ex-fast-Schwiegermutter. Und Thorsten ist ihr Bruder, der dieses Jahr das erste Mal mit seiner Frau, Petra, auf eigenem Kiel dabei ist. Soviel dazu.

Los geht es am Samstagmorgen. Dieses Jahr wollen wir mal im Speedy Gonzales Verfahren nach Cuxhaven, um schon Sonntag den Fuselfelsen zu erreichen. Das heißt, wir wollen die Gezeiten ignorieren und Finkenwerder – Cuxhaven ohne Zwischenstopp machen. Also geht es pünktlich mit HW in Finkenwerder los. Bei Winden um die fünf bis acht Knoten fliegen wir Cuxhaven entgegen. Aber ist ja Urlaub. Also Bierchen trinken und die Sonne genießen.

Das klappt ganz hervorragend, bis vor Brunsbüttel. Wir sehen die Böenwalze schon auf Höhe Brockdorf. Erwartungsgemäß lässt der Wind vor dem Gewitter nach, also geht die Fock schon mal runter, und der Motor geht an. Inzwischen haben wir auch die Tide gegen an. Das Groß bleibt noch eine Weile oben – noch macht es schnell. Aber lange hält das nicht. Als bei Thorsten und Petra, die ungefähr eine Viertel Seemeile vor uns sind, das Großsegel killt, nehmen wir selbiges eilig runter und machen das Boot schnell fit für dickes Wetter. Also Ölzeug an und alles verrammeln. Dann geht es los. Erst langsam, mit etwas mehr Wind direkt aus West, etwas Regen, dunklem Himmel. Binnen weniger Minuten fällt uns dann, gefühlt, der Himmel auf den Kopf. Wir bekommen in Spitzen 35Kn Wind auf die Nase. Steifer bis stürmischer Wind, 7-8 Bft, sagt die Skala dazu. Und waagerechter Regen. Der Außenborder ist chancenlos. Wir fahren mit 3Kn rückwärts. Die Elbe hat sich in eine Waschküche verwandelt. Wir haben praktisch keine Sicht mehr. Außerhalb des Fahrwassers sind wir einigermaßen sicher, der Plotter zeigt artig unsere Position an. Aber gegen Wind und Wellen zu halten macht keinen Sinn. Also beschließen wir abzulaufen. Unter blankem Mast geht es dann mit durchschnittlich 8Kn Richtung Glückstadt. Eigentlich wollten wir ja nach Cuxhaven. Ärgerlich.

Der Spuk ist zwar nach ungefähr einer halben Stunde vorbei, aber wir haben dabei gut 90 Minuten verloren, weil wir wieder vor Brockdorf stehen. Dennoch: Wir vermelden keinen Bruch und gute Laune. Also wieder Bier und die Sprit-Fock. Den Wind hat das Gewitter nämlich gleich mitgenommen. Die Elbe ist vom Hexenkessel zum Ententeich geworden. Und die Sonne kommt raus. Ohne weitere Vorkommnisse erreichen wir am Abend Cuxhaven. Am Ende waren wir gute 13 Stunden auf dem Wasser. Das wird noch begossen mit Gin-Tonic. Dann geht’s in die Koje.

An nächsten Tag ist Helgoland geplant. Aber der Wind hat andere Pläne. Da jeder Segel-Tag ein verlorener Hafen-Tag ist, bleiben wir am Sonntag in Cuxhaven. Draußen weht es mit 5-6 Bft aus Nord-West. Das wäre eine Vollkreuz. Tut nicht not, im Urlaub. Also Hafen-Tag. Ausschlafen, essen gehen, Boot putzen, spazieren gehen, am Abend einen trinken. Das bewährte Standard-Programm.

Am Montag machen wir dann endlich die Leinen los und brechen auf Richtung Fuselfelsen. Der Wind ist perfekt. Um die 15 bis 20Kn aus West. Und die Tide schiebt kräftig. Wir kommen entsprechend voran und kacheln gegen 1000 mitten durch die Außenelbe Rede 1. Zeit für ein zweites Frühstück, finde ich. Kerstin versteht das falsch und füttert die Fische. Frühstück rückwärts. Auch gut. Sie kennt das schon. Unter Deck bei Welle, das ist nichts für ihren Magen. Memo an mich: Wenn’s weht, bekommt Kerstin Kajüt Verbot! Jedenfalls ist Kerstin erstmal out of order. Ich genieße derweil das Wetter und den Wind, der meinen Kater vom Vorabend wegpustet.
Nach ungefähr sechs Stunden segeln wir in den Helgoländer Vorhafen und gehen dann im Südhafen bei Petra und Thorsten ins Päckchen. Sie waren etwas schneller als wir. Länge läuft.

Und dann, nach drei Jahren, eine Premiere: Wir schaffen es endlich, an der Bunker Tour teilzunehmen. Die Helgoländer Bunkeranlagen besichtigen – darauf freuen wir uns schon lange. Sehr schade ist, dass man den Führer schlecht versteht. Eine Mischung aus schnellem Reden, starkem Helgoländer Akzent und einigem Verhaspeln macht es teilweise unmöglich, seinen Ausführungen zu folgen. Außerdem bekommt man nur einen sehr kleinen Teil der zivilen Bunkeranlage zu sehen. Interessant ist die Führung trotzdem. Man bekommt einen Eindruck davon, wie es den Zivilisten auf Helgoland während des zweiten Weltkrieges ergangen ist. Und wir bekommen die Pläne zur Projekt Hummerschere zu sehen. Ein weiteres, vollkommen irres Projekt aus der Feder von Adolf Hitler, das niemals fertig wurde. Wir verlassen die Bunkeranlage etwas enttäuscht und bedrückt. Das schöne Wetter und die tolle Landschaft bringen die gute Laune aber wieder zurück. Da inzwischen alle Geschäfte geschlossen haben, gehen wir wieder an Bord, wo es Abendessen gibt. Und wir brechen die letzten Alkohol-Reserven an.

Dienstag wollen wir auf Helgoland bleiben, um Bier und Schnaps zu bunkern, zu baden und etwas Shoppen zu gehen. Und so wird es dann auch gemacht. Die Sonne gibt derweil ihr Bestes. Und die Nachbarn im Päckchen zerren an unseren Nerven. Alle Skipper tuen kund, wann sie ablegen wollen und wie sie das genau machen wollen. Wer im neuen Päckchen am besten an welcher Stelle liegt und wie er am besten da hinkommt. Und dann ist da noch der Typ, der einen defekten Motor hat, und entsprechend unflexibel ist. Wir lassen die Jungs erstmal fachsimpeln und machen Frühstück. Irgendwann haben sie sich dann, nach langen Diskussionen, tatsächlich geeinigt. Ich erkundige mich nach dem Plan und leiste Folge. Ablegen, anlegen, einkaufen gehen. Der Tag wird gut. Allein: An Bord hören wir immer wieder ein komisches Heulen, das wir nicht zuordnen können. Hätte ich mal in die Seekarte geschaut…

Mittwoch fahren wir, mit frischen Vorräten und bei perfekten Bedingungen, Richtung Ost-Friesland. Ziel ist Wangerooge. Und siehe da: Wir kommen an einer Heul-Tonne vorbei: „Helgoland – O“. Da ist das Geräusch wieder. Penetrant, aber bei schlechter Sicht sehr nützlich. Weil die Balou uns schon wieder wegfahren will, probiere ich mal etwas aus: Zusätzlich zum Groß und zur Genua setze ich die Sturmfock als zweites Vorsegel. Es funktioniert! So segeln wir dann bis zur ersten Harle Tonne. Bei der Ansteuerung nehmen wir die Sturmfock runter und gehen hoch ran. Wir bewundernd den Wangerooger Sandstrand und finden einen guten Platz im Hafen. Nach dem Abendessen erkunden wir ein wenig die Insel und testen mal, was wir auf Helgoland erworben haben. Schmeckt!

Donnerstag geht es früh los. Um 0600 ist Hochwasser, und wir wollen durch die Telegraphenbalje hinter Wangerooge. Also geht’s um 0500 aus der Koje, und um 0545 legen wir ab. Ganz schön früh. Erstmal Kaffee. Der Sonnenaufgang und die Natur entschädigen aber alles. Es ist bezaubernd. Wir hangeln uns mit bequemen zehn Zentimetern unterm Kiel durch den Prickenweg, über das Wattenhoch. Das Watt ist nichts für schwache Nerven. Und nichts für tiefgehende Yachten. Wir hatten es mit 1.30m Tiefgang schon in Nord-Friesland eng. Mit mehr würde ich nicht unbedingt ins Watt gehen.

Später heizen wir bei idealem Wetter quer über die Weser Mündung und kommen bis Scharhörn. Dann schaltet jemand den Wind aus. Zack. Weg ist er. Die Balou ist so freundlich, uns zu schleppen. Sie haben einen 27PS Diesel im Keller stehen. Läuft. Vor Cuxhaven fällt die Entscheidung, bis Glückstadt weiter zu fahren. Nach rund 14 Stunden auf dem Wasser landen wir dann dort. Boot fest, Bier auf, Grill an. Das Abendprogramm des letzten gemeinsamen Urlaubstages kann sich sehen lassen. Wir gucken später nochmal tief in die Gin Buddel. Und schwimmen müssen wir auch. Auf der Nordsee konnte man es ganz gut aushalten, aber je näher wir der Küste kamen, desto wärmer wurde es. Hinter Cuxhaven kamen wir uns vor wie im Heißluft Ofen. Die Sonne hat gebraten, und ein tierisch warmer Wind hat uns angepustet.

Am Freitag müssen wir dann pünktlich Zuhause sein. Mein Sohn wartet. Wir vermeiden also die Vollkreuz, und fahren unter Motor bis nach Finkenwerder. Dort muss das Mausiboot erstmal geputzt werden. Überall finden sich Salzkristalle von der Nordsee. Und dann ist der Urlaub auch schon vorbei.

Es war wieder sehr schön. Wir sind jedes Mal wieder überrascht, wie schön die Nordsee ist. Sie hat uns nun drei Jahre in Folge großartige Urlaube beschert. Wenn man das Wetter im Auge behält, und sich mit den Anforderungen, die Gezeiten-Gewässer an Schiff und Crew stellen auskennt, sich nach ihnen richtet, dann fällt die Aussage „Nordsee ist Mordsee“ schnell durch. Nächstes Jahr geht’s aber trotzdem mal wieder auf die Ostsee!
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...Diese Frage sollte im späteren Verlauf unserer alljährlichen Sommertour noch zu einem, sagen wir mal, suboptimalen Anleger führen, dem fast ein Mann über Bord Manöver voran ging, sowie ein unfreiwilliger Kopfsprung ins Cockpit. Hatte Slapstick Format. Aber dazu später mehr. Ihr kennt das vielleicht schon. Wir, das sind meine Ex-fast-Schwiegermutter Kerstin und ich. Und natürlich das Mausiboot. Dieses Jahr ohne weitere Verwandtschaft. Und mit einem neuen Ziel: Ostsee. Man wird ja nicht jünger. Wir wollten im Urlaub mal wieder auspennen, frei von den Gezeiten auf der Nordsee. Jedenfalls geht es am Freitagnachmittag endlich auf Sommertour. Für mich der erste richtige Urlaub in 2021, entsprechend nötig hatte ich es. Wir legen ab und trinken erstmal ein Bier. Unter Motor geht es nach Glückstadt. Da passiert dann nicht mehr viel. Am nächsten Morgen müssen wir nämlich früh raus. Um ca 0800 sind wir vor der Schleuse. Auf dem Weg hat die Natur ein interessantes Schauspiel abgeliefert. Zunächst gab es nur an Land Bodennebel, was faszinierend aussah. Etwas später sind wir dann in dicke Nebelschwaden gefahren - und schlagartig wurde es gefühlte 5 Grad kälter. Das habe ich so auch noch nicht erlebt. Überhaupt hat die Tour Kerstin und mir viele neue Erfahrungen beschert. So kannte ich von 14 besuchten Häfen nur vier. Aber zurück nach Brunsbüttel. Nach ungefähr 30 Minuten Wartezeit dürfen wir in die Schleuse. Als sich die nördlichen Tore öffnen, offenbart sich der NOK in all seiner Einfalt. Zehn Stunden rumpimmeln. Zwischendurch Kochen. Chili. Am Abend kommen wir, nach kurzer Wartezeit (in der stilvoll das restliche Chilli direkt aus dem Topf gefuttert wird, natürlich kalt - Abendessen, sozusagen) auch in Holtenau relativ flott durch die Schleuse. Ich sage zu Kerstin: "Lass uns noch schnell 20 min fahren, nach Laboe. Ist geil da!". Aus den 20 min werden eher 30 oder 40. Egal, ist ja Urlaub und Laboe leuchtet im Dunkeln wie ein Weihnachtsbaum - die Ansteuerung bereitet keinerlei Probleme. Wir finden einen ganz guten Liegeplatz, trinken noch n lüttn und machen einen Rückwärtssalto in die Koje. Anstrengend, so ein Tag, wenn man von 0600 bis 2200 nur auf dem Hintern sitzt.
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